Impressionen von der Exkursion nach Bosnien-Herzegowina im April 2019
Im Rahmen des Bachelor-Moduls „Muslimisches Leben in Geschichte und Gegenwart“ fand vom 10. bis 18. April 2019 unter der Leitung von Prof. Tarek Badawia und Said Topalovic die Exkursion nach Bosnien-Herzegowina statt. An der Exkursion nahmen 19 Studierende teil.
Die inhaltliche Vorbereitung für die Exkursion begann im Wintersemester 18/19, wo im Rahmen der Lehrveranstaltung „Muslimische Identität im europäischen Kontext“, die Geschichte, Tradition und religiösen Praktiken der Musliminnen und Muslime in Bosnien-Herzegowina aus einer wissenschaftlichen Perspektive heraus kritisch betrachtet und diskutiert wurden. Am 10. April war es dann soweit. Wir fuhren mit dem Bus zum Flughafen München und flogen von dort nach Sarajevo, in die Hauptstadt von Bosnien-Herzegowina. Gleich am Abend, nach einer kurzen Erholung, trafen wir uns zum gemeinsamen Abendessen im traditionellen Restaurant „Morića Han“. Nach dem Essen und in einer gemütlichen Atmosphäre wurde noch einmal das Programm für die nächsten acht Tage besprochen.
Gleich am 11. April wartete ein volles Programm auf uns: Am Vormittag stand das Gazi-Husrev-Beg-Komplex in der Altstadt von Sarajevo im Mittelpunkt; wir besuchten zuerst die Moschee, dann das Museum und anschließend die älteste und bekannteste Madrasa in Bosnien-Herzegowina, die den Namen des Gazi-Husrev-Beg trägt. Sowohl in der Moschee als auch in der Madrasa fanden Vortrags- und Diskussionseinheiten statt, in denen wir die Geschichte des Gazi-Husrev-Beg und seiner Einrichtungen kennenlernten. Nach der Mittagspause wurden wir in der Katholisch-Theologischen Fakultät empfangen. Nach einer Vortrags- und Diskussionseinheit ging es gemeinsam mit dem Vortragenden Prof. Niko Ikić in die Herz-Jesu-Kathedrale im Zentrum von Sarajevo, wo uns die Kathedrale und ihre Geschichte vorgestellt wurde. Bereits am ersten Tag machten die Begegnungen die unterschiedlichen Traditionen und die wechselvolle Geschichte des Landes deutlich. Am Abend besuchten wir die berühmte Sufi-Tekke in Sarajevo („Hajji Sinan’s Tekke“) und lernten dort die Gemeinde kennen, wo wir genauso die Möglichkeit bekamen das traditionelle Sufi-Gruppengebet zu beobachten.
Den Freitag, 12. April, verbrachten wir an der Fakultät für Islamwissenschaften (kurz FIN). Ein wichtiger Bestandteil des Exkursionsprogramms waren intensive wissenschaftliche Diskussionen zu den aktuellen Themen rund um das Leben der Musliminnen und Muslime in Europa. An der FIN stellten vier Lehrende der Fakultät (Prof. Aid Smajić, Prof. Zehra Alispahić, Prof. Dina Sijamhodžić-Nadarević und Prof. Ahmet Alibašić) ihre Forschungsschwerpunkte in jeweils einzelnen Vorträgen und diskutierten anschließend mit den Studierenden darüber.
Am Tag darauf (13. April) stand die Stadtbesichtigung am Tagesprogramm. Wir lernten die Geschichte der Stadt Sarajevo kennen, wurden aber auch über die Kriegsereignisse in den Jahren 1992 bis 1995 informiert. Neben der Besichtigung der Stadt besuchten wir ebenso zwei Museen: Zum einen das „Museum Sarajevo 1878-1918“ und zum anderen „Museum der Verbrechen gegen Menschlichkeit und Genozid“.
Am Sonntag, den 14. April war es nun Zeit für unseren ersten Tagesausflug. Wir machten uns auf den Weg Richtung Süden, zuerst nach Blagaj und anschließend in die historisch bedeutende Stadt Mostar. In Blagaj besichtigten wir das berühmte Derwisch-Kloster (Tekija), dass im 15. Jhdt. erbaut wurde und aßen anschließend gemütlich an der „Bunaquelle“ und neben den wunderschönen Wassermühlen. In Mostar, dass am Fluss „Neretva“ und zwischen den Bergmassiven Velež (1968m) und čabulja (1776) liegt, besichtigten wir einige historische Gebäuden, u.a. die Alte Brücke (Stari most).
Am Vormittag des 15. April lernten wir die islamische und jüdische Religionsgemeinschaft kennen. Wir besuchten zuerst die Islamische Religionsgemeinschaft (Rijaset), wo wir von Frau Dr. Dževada šuško empfangen wurden. Frau šuško machte uns mit den aktuellen Aktivitäten der Religionsgemeinschaft bekannt und hielt außerdem einen Vortrag zur Geschichte und das Verständnis des Islam in Bosnien-Herzegowina, wo wir anschließend die Möglichkeit hatten mit Frau šuško in ein intensives Gespräch zu kommen. Anschließend ging es zur Jüdischen Gemeinde, wo uns Hr. Igor Kožemjakin herzlichst empfangen und uns die jüdische Communitiy und das Leben der Jüdinnen und Juden in Sarajevo vorgestellt hatte. Außerdem bekamen wir eine Führung durch die aschkenasische Synagoge, die heute als Hauptsynagoge der Jüdischen Gemeinde in Sarajevo dient. Es waren sehr lehrreiche und interessante Begegnungen, wo wir viel Neues erfahren haben und wo uns klar geworden ist, wie wichtig der Dialog und die Zusammenarbeit unter den Religionen ist.
Am 16. April machten wir unseren zweiten Tagesausflug. Diesmal ging es nach Osten des Landes, in die Stadt Srebrenica. Srebrenica ist vor allem durch die schrecklichen Kriegsverbrechen, die an den Bewohnern der Stadt und der naheliegenden Dörfer im Bosnienkrieg im Jahr 1995 begangen wurden, bekannt geworden – über 8000 Menschen wurden dabei getötet. Es waren traurigere und zutiefst erschütternde Momente. Auf einem Denkmal in Srebrenica steht geschrieben: „Möge […] Srebrenica nie wieder, niemanden und nirgendwo passieren“.
Der vorletzte Tag (17. April) wurde von den Studierenden individuell genutzt. Am Programm standen einkaufen, Besuche von historischen und kulturellen Orten etc. Am Abend fand ein gemeinsames Abschlussessen statt und anschließend reflektierten wir gemeinsam die Exkursion.
Es waren acht tolle Tage und mit sehr vielen schönen, emotionalen und lehrreichen Momenten. Mit dem Rückflug am 18. August endete unsere Exkursion, die uns allen noch lange in positiver Erinnerung bleiben wird.