Internationale Fachkonferenz: „Philosophie und Mystik In der Islamischen Welt“
Vom 07.07-08.07.22 fand unsere internationale Fachkonferenz „Philosophie und Mystik In der Islamischen Welt“ in der Orangerie in Erlangen als Kooperation zwischen Prof. Dr. Reza Hajatpour (DIRS) und Prof. Dr. Georges Tamer (Orientalistik) statt. 40 TeilnehmerInnen lauschten denn vielfältigen Beiträgen. Mystische Musik rundete die Tagung ab.
Im Rahmen der Konferenz wurde das Verhältnis beider Bereiche menschlicher Erkenntnis und Lebensführung anhand von konkreten Beispielen aus der islamischen Geistesgeschichte untersucht. Es wurde gezeigt, auf welche Art sich Philosophie und Mystik verbinden und wo die Grenze dieser Verbindung liegt. Dadurch begibt man sich auf die Suche nach dem Band, das die verschiedenartigen Zugänge und Entwicklungen der Erkenntnisse miteinander verknüpft.
Der marokkanische Intellektuelle Mohammed Abed al-Jabri meinte, dass sich die Philosophie vor allem durch Ibn Rušd im westlichen Teil der islamischen Welt etabliert hat. Die Philosophie sei ein geistiger Kampf gegen die irrationalen Elemente und damit meinte er auch gegen eine östliche Art des Denkens, eine irrationale Geisteshaltung, die er auf Ibn Sīnā und die iranische „esoterische Weisheitslehre“ zurückführt.
Henry Corbin dagegen hält diese orientalische Weisheitslehre nach Maßgabe der spirituellen Gesinnung für die wahre Philosophie des Islams. Laut Kurt Flasch bildete das islamische Denken alle Varianten aus, „die zwischen Naturforschung und philosophischer Mystik möglich sind“.
Trotz methodischer Unterschiede zwischen Philosophie und Mystik streben beide danach, die höchste Erkenntnis zu erreichen. Ideengeschichtlich gesehen ist die islamische Philosophie als ein Versuch gelebter Weisheit zu begreifen. Innerhalb dieses Rahmens werden Mystik und Philosophie zu zwei Modi der Erkenntnis, deren Zusammenspiel intuitive Erfahrung in rationale Aussagen zu verwandeln hilft und rationale Aussagen lebenspraktisch und erlebbar werden lässt. Sie sind eine Art Weisheit für eine selbstbewusste, selbstbeherrschende und selbstbefreiende „Lebenskunst“. Die theoretische Erkenntnis wirkt dabei als „geistige Übung“ und die praktische Meditation als „geistige Betrachtung“. Wissen und Praxis, Einsicht und Meditation, Erkenntnis und Therapie werden somit eng miteinander verbunden.
Ein Tagungsband mit allen Beiträgen der beiden Tage wird nächstes Jahr bei de Gruyter erscheinen.
An dieser Stelle ergeht ein herzlicher Dank an alle TeilnehmerInnen, Vortragenden und die Organisatoren!