Norm, Normativität und Normenwandel

Projektbeschreibung

Zentrales Anliegen der Nachwuchsforschergruppe in den nächsten Jahren wird es sein, Antworten auf die Frage zu finden, ob und inwieweit Gerechtigkeit als eine normative Theorie für gesellschaftliche Ordnung im Islam thematisiert wird. Dabei wird der Begriff Gerechtigkeit auf seine rechtstheoretischen, theologischen und empirischen Aspekte hin untersucht.

Im islamischen Rechtsdenken hat sich im Großen und Ganzen, zumindest formal, die Tendenz durchgesetzt, die das Praktizieren des Iǧtihād und damit den Prozess des Normenwandels im weitesten Sinne für selbstverständlich hält. Hier wird nach Zusammenhängen zwischen der Idee der Gerechtigkeit und der Entfaltung des Rechtsdenkens gefragt.

Auf der anderen Seite haben der Streit über die Gerechtigkeit Gottes und die Frage, ob sie nach menschlichen Maßstäben zu beurteilen ist, zu großen theologischen Auseinandersetzungen im Islam geführt. Hier wird die Diskussion über Gerechtigkeit als Attribut Gottes und als ein signifikantes Merkmal islamischen Weltbildes untersucht.

Ein weiterer Forschungsstrang fokussiert den empirischen Aspekt und fragt, wie die Muslime beispielsweise in Deutschland über Gerechtigkeit denken bzw. sie definieren, und wie sie die gegebenen rechtlichen und sozialpolitischen Verhältnisse in Hinblick auf ihre Vorstellungen zur Gerechtigkeit beurteilen.

Leiter: PD Dr. Abbas Poya

Mitarbeiter_innen: Isabel Schatzschneider (M.A.), Marianus Hundhammer (M.A.), Mahmoud Abushuair

 

Graphische Darstellung

Abgeschlossene Projekte

Leitung des Projekts:

PD Dr. Abbas Poya

Projektbeschreibung

Iǧtihād ist ein zentraler Begriff der islamischen Rechtstheorie (uṣūl al-fiqh) und beschreibt den Prozess der eigenständigen Meinungsbildung eines Gelehrten bei der Rechtsfindung. Dabei hat ein Rechtsgelehrter die Möglichkeit, aufgrund einer anderen Auslegung der Koran- und Hadithtexte oder mit Bezug auf das Gemeinwohl (maṣlaḥa) und das Billigkeitsprinzip (istiḥsān) oder anderer methodischer Ansätze eine eigene Meinung zu vertreten. Iǧtihād ist quasi die Ursache und der Legitimationsgrund zugleich für die diversen Rechtsschulen und -praktiken im Islam. Ein anderer Aspekt des Begriffs Iǧtihād, der von einigen zeitgenössischen muslimischen Denkern diskutiert wird, ist die Praxis des iǧtihād im Bereich der Glaubensfragen (ʿaqāʾid) bzw. theologischen Problemen (kalām). Auf diese Weise legitimieren sie die Diversität theologischer, konfessioneller und weltanschaulicher Ansichten. Inzwischen hat sich in den innermuslimischen Diskursen ein eigenes Genre (iǧtihād al-kalāmī, „theologischer iǧtihād“) etabliert, zu dem bereits einige Werke publiziert wurden. Die Frage, die sich nun aufdrängt, ist, ob die Praxis des iǧtihād in der Theologie eine geistige Haltung fortsetzt, die bereits in der Geschichte des Islams existierte oder ob sie eine Antwort auf moderne gesellschaftliche Herausforderungen wie Toleranz, Meinungs- und Religionsfreiheit ist. Das Forschungsprojekt soll meine bisherigen rechtstheoretischen Untersuchungen zum Thema iǧtihād ergänzen und dem theologischen Aspekt des Begriffs nachgehen. Das Forschungsergebnis wird auch ein Beitrag zu der politisch wie gesellschaftlich wichtigen Frage der muslimischen Haltung gegenüber anderen islamischen wie auch nichtislamischen Überzeugungen sein; eine Frage, die angesichts jüngster akademischer Entwicklungen in Deutschland (namentlich der Etablierung islamisch-theologischer Institute in Deutschland) immer dringender diskutiert werden muss.

Leitung des Projekts:

PD Dr. Abbas Poya

Mitarbeiter:

Dr. Farid Suleiman

Projektbeschreibung:

In der Regel wird Theologie, auch die islamische Theologie, als ein Wissensgebiet angesehen, in dem man sich mit überzeitlich gültigen Glaubensfragen beschäftigt. Nach einer genauen Betrachtung ist allerdings festzustellen, dass die Genese der (islamischen) Theologie einerseits mit der Entwicklung anderer Wissensbereiche wie Philosophie, Mystik, Naturwissenschaften und Jurisprudenz und andererseits mit gesellschaftspolitischen Veränderungen einhergeht. Hierin ist nicht zuletzt ein Grund dafür zu sehen, warum es so viele divergente theologische Auffassungen auch im Islam gegeben hat bzw. gibt.

Die Ausgangsüberlegung bei diesem Forschungsvorhaben war die folgende Beobachtung: In den traditionellen theologischen Debatten, ganz gleich wer und mit welcher schulischen Prägung spricht, nimmt die negativ formulierte Frage, „wer gehört nicht zum Islam“ eine zentrale Stelle ein. Man versucht, den Rahmen eines islamischen Glaubens nach eigener Vorstellung klar zu definieren und danach alle anderen, die diese Glaubensmerkmale nicht vorweisen können, als „Ungläubige“ (kāfir), „Apostat“ (murtadd) oder „Frevler“ (fāsiq) zu bestimmen. Wir wollten dieses zentrale theologische Anliegen positiv formulieren und fragen, „wer gehört zum Islam?“. Dieser Perspektivenwechsel bei der Fragestellung ist erforderlich angesichts der historischen Tatsache und der gegenwärtigen Wirklichkeit, dass es unzählige theologische Vorstellungen gibt, die sich alle aus eigenem Selbstverständnis heraus als islamisch definieren. Der erste Schritt zu einer islamischen Theologie, die genug Platz für Pluralität bietet, ist, dass man möglichst unterschiedliche theologische Perspektiven zu Wort kommen lässt.

Dieser Wechsel der Erzählperspektive wurde in der Nachwuchsforschergruppe „Norm, Normativität und Normenwandel“ in kleinen Kreisen diskutiert und im Rahmen einer Ringvorlesung und eines Workshops mit weiteren KollegInnen debattiert. Das Ergebnis dieser Auseinandersetzung wurde schließlich 2017 im folgenden Sammelband vorgestellt:

Abbas Poya & Farid Suleiman (eds.): Unity and Diversity in Contemporary Muslim Thought, Cambridge Scholars Publishing, Newcastle upon Tyne, 2017.

Leitung des Projektes:

PD Dr. Abbas Poya

Projektbeschreibung

Der Koran ist der wichtigste normative Text im Islam. Daher beschäftigen sich die Gelehrten von der frühislamischen Zeit bis in die Gegenwart hinein stets mit der Frage, wie der Koran am besten zu verstehen ist. Dabei gehen sie je nach Erkenntnisinteresse verschiedene Wege: Von der Koranauslegung durch den Koran selbst (tafsīr al-qurʾān bi-l-qurʾān) und der Koranauslegung anhand der Überlieferung (tafsīr al-qurʾān bi-l-maʾṯūr) über philosophisch, mystisch, historisch und naturwissenschaftlich geprägte Ansätze bis hin zu literaturwissenschaftlichen und narratologischen Versuchen. Auch wenn es das erklärte Ziel der ExegetInnen war und ist, herauszufinden, was Gott meint – und dabei werden Gottes Aussagen verständlicherweise als widerspruchsfrei erachtet –, ergeben die diversen Auslegungsansätze naturgemäß unterschiedliche Verständnisse ein und desselben Textes. Dieser Umstand führt wiederum zu divergierenden Normvorstellungen im Islam.

Berücksichtigt man die exegetische Vielfalt, ist man mit einer Koranhermeneutik konfrontiert, deren Vorgehen an das Mix-and-Match-Prinzip der Mode erinnert. Als Mix-and-Match wird dabei das geschickte Kombinieren von Kleidungsstücken oft sehr unterschiedlicher Texturen, Farben, Formen und Muster genannt, das letztlich jedoch ein stimmiges Gesamtbild ergibt. So stellt auch die Koranexegese einerseits eine in sich einheitliche, harmonische und nach klar definierten Kriterien arbeitende Wissensdisziplin dar, andererseits werden dort viele oft sehr unterschiedliche Sicht- und Herangehensweisen miteinander kombiniert.

Dieses Bild wurde in einigen Fachgesprächen mit Kolleginnen und Kollegen zur Diskussion gestellt und reflektiert. Einige haben sich bereit erklärt, ihre Beobachtungen zu diesem Thema zu verschriftlichen und mir zur Verfügung zu stellen. So ist der vorliegende Band entstanden, in dem einige einflussreiche Ansätze der Koranhermeneutik in der Gegenwart behandelt werden. Auf diese Weise eignet sich der Band sehr gut dafür an, als Handbuch für die Islamisch-theologischen und islamwissenschaftlichen Lehrveranstaltungen zum Thema Koranexegese in der Moderne eingesetzt zu werden.

Abbas Poya (Hrsg.): Koranexegese als »Mix and Match«. Zur Diversität aktueller Diskurse in der Tafsīr-Wissenschaft, Bielefeld 2017.

Leitung des Projektes:

PD Dr. Abbas Poya

Projektbeschreibung

Gerechtigkeit gilt als ein signifikantes Merkmal des islamischen Weltbildes. „Auf Gerechtigkeit ruhten Himmel und Erde“ (wa bi-l-ʿadl qāma as-samāwāt wa-l-arḍ). Nach diesem Weltbild steht Gott für Gerechtigkeit und sorgt auch für deren Verwirklichung (Koran; 3:18). So wird Gerechtigkeit auch als das Ziel islamischer Religion definiert, das die Muslime anstreben müssen (Koran; 75:25). Gerechtigkeit ist gleichzeitig ein zentraler Begriff der islamischen Ordnungsvorstellungen. So wird Gerechtigkeit als eine wichtige Eigenschaft des Staatsoberhaupts, des Richters, des Muftis und des Vorbeters angesehen. Einigen Gelehrten zufolge stellt das Prinzip der Gerechtigkeit den Maßstab dar, an dem religiöse Bestimmungen gemessen werden müssen. Sie bekräftigen: Nicht das, was die Religion verkündet, ist gerecht, sondern das, was gerecht ist, verkündet die Religion.

Ausgehend von der oben skizzierten Annahme sollen im Rahmen des Forschungsprojektes folgende Fragen diskutiert werden:

– Gerechtigkeit als theologisches Konzept

– Gerechtigkeit als sozialethisches Konzept

– Gerechtigkeit als normativer Maßstab

– Gerechtigkeit und Menschenrechte

– Gendergerechtigkeit

– Gefühlte Gerechtigkeit

Einige dieser Themen wurden in dem 2013/14 veranstalteten Kolloquium „Gerechtigkeit: Aspekte und Perspektiven“ diskutiert. Im Laufe meiner weiteren Beschäftigung mit dem Thema habe ich mich insbesondere mit dem ethischen Konzept der Gerechtigkeit bei dem mittelalterlichen Rechtsgelehrten Abū al-Hasan al-Māwardī (972-1058) befasst. Die Ergebnisse dieses Forschungsvorhabens wurden im folgenden Sammelband vorgestellt.

Abbas Poya (ed.): Sharia and Justice. An Ethical, Legal, Political and Cross-Cultural Approach, Berlin 2018.

Laufende Projekte

Gemeinsames Projekt der Nachwuchsforschergruppen in Erlangen und Bayreuth

Projektbeschreibung

Dies ist ein gemeinsames Forschungsprojekt der Erlanger Nachwuchsforschergruppe „Norm, Normativität und Normenwandel“ und der Bayreuther Nachwuchsforschergruppe „Islamische Gegenwartskulturen“. Während wir in Erlangen insbesondere ethisch-normative Fragen in der islamischen Theologie wie Gerechtigkeit, iǧtihād und Gottes Attribute behandeln, arbeitet die Bayreuther Nachwuchsforschergruppe vielmehr mit empirischen Methoden zu islamischen und insbesondere schiitischen Gegenwartskulturen in Europa und vor allem in Deutschland. Im Sommer 2016 fanden die ersten Gespräche für eine Kooperation statt. Mit Blick auf unsere bisherigen Arbeitsschwerpunkte und auf die Frage der Nutzbarkeit haben wir uns für das Thema „Lehr- und Lernkulturen im Islam“ als ein gemeinsames Forschungsprojekt entschieden. Nach einigen gemeinsamen Sitzungen und intensiven Gesprächen über die Relevanz und Praktikabilität des Forschungsvorhabens haben wir unter anderem beschlossen, regelmäßig und zumindest einmal im Jahr einen Workshop zu veranstalten, um das Thema mit den eingeladenen FachreferentInnen zur Diskussion zu stellen. Das Forschungsprojekt geht insbesondere den folgenden Fragen nach: welche Lehr- und Lernmechanismen, -systeme, und -strategien gibt es in den muslimischen Traditionen, wie werden sie angewandt, wie können sie im europäischen/deutschen Kontext und in einer sich ständig ändernden Welt brauchbar gemacht werden? In diesem Zusammenhang sind auch Fragen der Kommunikationsmechanismen, Netzwerke, Verhältnisse zwischen den Lehrenden und den Studierenden wichtig. Eine andere Frage wäre, wie die islamischen Lerninhalte in einem sozialen oder akademischen Umfeld, das stark multikulturell und multireligiös geprägt ist, zu vermitteln sind. Bereits im November 2016 fand der erste Workshop mit dem Titel „Dynamiken islamischer Lehr- und Lernkulturen“ statt. Dabei wurden unter anderem folgende Themen diskutiert: „Relevanz von Kontexten und Strukturen für das rekonstruierende Verstehen von Bildungsprozessen“, „informelle Lerngemeinschaften“, „Kritikfähigkeit in der islamischen Lehrtradition“, sowie „bildungstheoretische Ansätze bei den klassischen und modernen muslimischen Gelehrten“. Im April 2018 fand der zweite Workshop mit dem Titel: „Toleranz und Grenzziehung: Positionen zu islamischer Einheit und Vielfalt“ statt. Hier wurden einerseits theoretische Fragen wie die „Einheits- und Vielfaltsgedanken im Islam“ und „das Konzept der ahl al-qibla und die Pluralität der umma“ diskutiert. Auf der anderen Seite werden praktisch relevante Themen wie „islamische Gefängnisseelsorge“ oder „Pluralismus und religiöse Erziehung im Klassenzimmer“ besprochen. Es ist noch eine weitere Tagung geplant, die Ende 2019 abgehalten wird. Die Forschungsergebnisse werden am Ende in einem Sammelband veröffentlicht.

Leitung des Projekts:

PD Dr. Abbas Poya

Mitarbeiterin:

Isabel Schatzschneider (M.A.)

Projektbeschreibung:

Gerechtigkeit ist einer der wichtigsten ethischen und rechtlichen Werte im Koran. Der Begriff der Gerechtigkeit umfasst nicht-menschliche Wesen im gleichen Maße wie menschliche Wesen. Tiere und die Umwelt sind semantisch und ontologisch mit dem Begriff Gottes und seiner Schöpfung verbunden. Sie werden als Zeichen (āyāt, Sing. āya) dargestellt, die auf die Existenz des Schöpfers, seine Allwissenheit, seinen absoluten Willen, seine Allmacht und andere göttliche Eigenschaften hinweisen. Alle Lebewesen besitzen eine Seele, und es wird ihnen ein eigenständiger Eigenwert zugesprochen. Die Erde wurde für alle Lebewesen auf dieser Erde geschaffen. Die Überlegenheit des Menschen besteht nicht darin, andere Lebewesen für eigene Zwecke zu benützen, sondern in der Verantwortlichkeit der Menschen vor Gott.

Aus ethischer Sicht ist es eine Pflicht, Tiere, Insekten und andere Organismen mit Sorgfalt und Respekt zu behandeln und jegliche Form von Missbrauch und Schaden zu vermeiden. Gute Taten gegenüber anderen Lebewesen und der Natur werden hoch belohnt. Es ist eine Tugend Handlungen vorzunehmen, die das Leben anderer Lebewesen verbessert und Schädliches entfernt (al-amr bi-l-maʿrūf wa-n-nahy ʿani-l-munkar).

Obwohl nicht-menschlichen Lebewesen ein hoher Eigenwert und Rechte zugesprochen werden, stehen sie unter der Verfügungsgewalt des Menschen. Sie unterliegen dem zivilrechtlichen Eigentums- und Besitzrecht. Das Eigentum verleiht wesentliche Kontrollrechte, die im Interesse des Eigentümers ausgeübt werden. Folglich klassifiziert das Gesetz Tiere in Bezug auf den Menschen als „andere“.

Diskussionsansätze zu Gerechtigkeit und Tiere finden sich in den folgenden Bereichen: kalām (Theologie), aḫlāq (Ethik) und adab (Etikette), taṣawwuf (Sufismus), siyāsat aš-šarīʿa (Regierungsführung gemäß der Scharia), fiqh (islamische Rechtswissenschaft), maqāṣid aš-šarīʿa (Ziele der Scharia) und ʿadāla al-iǧtimāʿiyya (soziale Gerechtigkeit).

Das Projekt Tierschutz und islamische Gerechtigkeit untersucht die folgenden Fragestellungen: Können Tiere in die islamische Gerechtigkeitstheorie miteinbezogen werden? Besitzen Menschen und Tiere die gleichen Rechte? Inwieweit kann die hierarchische Stellung des Menschen mit den Tierrechten harmonisiert werden? Wie können Tierrechte in ein menschenzentriertes Rechtssystem integriert werden? Was sind die institutionellen Anforderungen, um Tiere in eine Theorie der Gerechtigkeit einzubeziehen?

Leitung des Projekts:

PD Dr. Abbas Poya

Mitarbeiter:

Marianus Hundhammer (M.A.)

Projektbeschreibung:

Neben Normen und Normativität als festen Größen im akademischen Diskurs der islamischen Theologie wird im Rahmen der Aktivitäten der Nachwuchsforschergruppe auch das dynamische Feld des Normenwandels in den Blick genommen. Dabei wird augenscheinlich, dass verschiedene internationale, aber gerade auch nationale Entwicklungen wie die Etablierung der Islamischen Theologien an deutschen Universitäten in Bezug hierauf ein neues Bild ergeben. Einerseits kommen durch die globale Vernetzung und den internationalen Austausch verschiedenste Formen des Islams in Dialog und Diskussion, wodurch auch die jeweiligen Normen und insbesondere deren entsprechende Terminologie zum Gegenstand von Debatten werden. Über diese Ausgangslage hinaus herrscht in der deutschen universitären Islamischen Theologie die zusätzliche Anforderung, Normen und Terminologie rechtlichen und wissenschaftlichen Standards entsprechend darzustellen.

Ein Wörterbuch des Islamischen Rechts in deutscher Sprache zu Zwecken vornehmlich des Studiums der Islamischen Theologie, aber auch der Islamwissenschaften oder verwandter Fächer stellt in diesem Zusammenhang ein Desiderat dar. Zwar existieren in der Forschung neben zahlreichen Einzelabhandlungen für Unterbereiche des Islamischen Rechts, auf deren Glossarien zurückgegriffen werden kann, einige wenige einschlägige Wörterbücher, jedoch kein als studienbegleitendes wissenschaftliches Hilfsmittel konzipiertes Nachschlagewerk. Das Buchprojekt verfolgt im skizzierten Rahmen somit zwei Ziele. Zum einen werden Termini auf ihre Mehrdeutigkeit in unterschiedlichen islamischen Rechtsauffassungen untersucht und weiterhin rechtlicher und wissenschaftlicher Überprüfung unterzogen. Zum anderen stellt die Benutzerfreundlichkeit und Praktikabilität im Studium ein Ziel des Projekts dar, die durch Aufbau, Umfang, Struktur und Systematisierung der Lemmata erfolgen wird.