Professuren
Im Rahmen des Lehrstuhls für Islamisch-Religiöse Studien mit Textwissenschaftlichem Schwerpunkt und Normenlehre werden die einschlägigen Themenschwerpunkte theologischer Texthermeneutik in Anlehnung an die reichhaltige islamische theologische Tradition im Hinblick auf den erkenntnistheoretischen Prozess religiöser Normenbildung in Lehre und Forschung vertreten. Dieser Arbeitsbereich widmet sich grundlegenden Fragestellungen der tradierten exegetischen Ansätze im Prozess theologischer Normenableitung aus den Offenbarungsquellen des Islams. Hierbei stehen die ideengeschichtlichen Phasen und die Denkvoraussetzungen normativer Grundkonzepte der Koran- und Hadith-Hermeneutik im Hinblick auf den Wandel des Lebensvollzugs der Muslime im Mittelpunkt des Interesses textwissenschaftlicher Forschung.
Der Lehrstuhl für Islamisch-Religiöse Studien mit systematischem Schwerpunkt erweitert die textwissenschaftlichen und hermeneutischen Zugänge zum Islam um Aspekte der islamischen Philosophie und Ethik. Er bearbeitet somit Fragen mit doppelter Relevanz, denn zum einen spielen etwa Bereiche wie das mystische Erleben für gegenwärtige muslimische Lebensentwürfe eine zunehmend wichtige Rolle, zum anderen ermöglichen Bezüge zur Ethik besondere Anknüpfungspunkte zu gesamtgesellschaftlichen Leitbilddiskursen.
Prof. Dr. Abbas Poya ist seit August 2022 am Department Islamisch-Religiöse Studien (DIRS) der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) Inhaber der Heisenberg-Professur für Reformdiskurse im gegenwärtigen Islam.
Poya interessiert sich dafür, wie in Krisensituationen (sozialpolitischer, kultureller, ökonomischer oder auch intellektueller Natur) innovatives geistiges Handeln ganz allgemein und kreatives religiöses Denken insbesondere entstehen. Dabei beschäftigt er sich mit diversen religiös-intellektuellen Diskursen im gegenwärtigen Islam mit einem besonderen Blick auf Iran, Irak und Afghanistan. In Forschung und Lehre gilt sein Fokus insbesondere Themen wie Religionstheologie, Normenlehre, Islam und Menschenrechten, Toleranz, (De-)Sakralisierung und religiös-politischen Bewegungen im heutigen Islam. Ihm ist vor allem wichtig, die Dynamik, Verschränkung und Hybridität dieser Themenkomplexe aufzuzeigen.
Vor der Übernahme der Professur war Poya Leiter der Nachwuchsforschergruppe Norm, Normativität und Normenwandel an der FAU und lehrte bereits an den Universitäten Hamburg, Freiburg im Breisgau und Zürich. Darüber hinaus war er Fellow am Freiburg Institute for Advanced Studies (FRIAS) und International Consultant der GIZ für die Frage der Menschrechte und Islam in Afghanistan.
Der Lehrstuhl für Islamisch-Religiöse Studien mit praktischem Schwerpunkt betont praxisbezogene Aspekte vor allem mit Blick auf die islamischen Glaubens-, Normen- und Methodenlehren, sowie auch interreligiöse Bezüge. Hier wird in besonderer Weise der Islam als tradiertes Deutungs- und Symbolystem in Bezug zu lebensweltlichen Fagen gesetzt. Dadurch ergeben sich vielfältige Querbezüge zu Fragen des Islams als religiöse Gegenwartskultur und als Bezugshorizont pädagogischen Handelns in formalen (Schule) und nicht-formalen (Moschee, Familie, Medien…) Kontexten.
Der Lehrstuhl für Islamische Religionslehre ist zuständig für die Ausbildung muslimischer Religionslehrkräfte an der Universität und kooperiert mit den zuständigen Stellen in Fragen der geregelten Fortbildung von muslimischen Lehrkräften im Dienst an den öffentlichen Schulen in Bayern. Sie führt fachwissenschaftliche und fachdidaktische Fragestellungen zusammen, wie sie in pädagogischen Handlungsfeldern (Elternhaus, Schule, Moschee, andere) entstehen. Daraus entwickelt sie Konzeptionen für die berufliche Praxis und bearbeitet die damit verbundenen Forschungsfragen. Das besondere Augenmerk liegt dabei auf dem religiösen Selbstentwurf des Menschen in der Dimension seiner Entwicklung sowie auf der islamischen Bildungsphilosophie.